Auf der anhaltenden Retrowelle interpretiert die Kollektion Aviator 8 die frühen Fliegeruhren von Breitling neu, ohne sie einfach zu duplizieren. Wie sich eines der jüngsten Aviator 8-Modelle, die B01 Chronograph Mosquito, im modernen Alltag schlägt, erfahren Sie in diesem ausführlichen Bericht. (Originalfotos von Olaf Köster.)

So wie ein böiger Wind manchmal in einen Sturm übergehen kann, haben die Zeitmesser der Aviator 8 Familie von Breitling eine Menge Veränderungen erlebt. Die Anfang 2018 als Navitimer 8 lancierte Kollektion hat sich seither zur Aviator 8 gewandelt, wenn auch ohne grosses Aufsehen zu erregen. Der Umzug scheint nun abgeschlossen zu sein – und die neue Linie spiegelt die lange Geschichte wider, die Breitling mit der Luftfahrt verbindet.
Ein reibungsloser Übergang zur Aviator 8
Mit dem Satz “back to the cockpit” begann Georges Kern 2017 seine Tätigkeit als CEO von Breitling. Sein Ziel war es, die ersten Schritte von Breitling in der Welt der Luftfahrt wieder aufzugreifen und neu zu erfinden. Bereits in den 1930er-Jahren stellte Breitling Cockpitinstrumente für Flugzeuge her, lange bevor 1952 die erste Navitimer mit dem berühmten Rechenschieber auf den Markt kam. So erstaunt es, dass die neue Linie Navitimer (heute “8”) hiess und den charakteristischen Rechenschieber des Modells wegließ. Und die Navitimer 8 sollte den Teil der Fliegeruhrengeschichte von Breitling erzählen, der vor der Navitimer existierte.
Deshalb weist die Navitimer 8 einige Elemente von Breitling-Uhren aus den 1930er- und 40er-Jahren auf, wie etwa eine drehbare Lünette. Die im Sommer 2018 erschienene limitierte Auflage, die inzwischen in Navitimer Aviator 8 B01 Chronograph umbenannt wurde, war zusätzlich zum bestehenden Orientierungsdreieck mit Markern und geraden Ziffern ausgestattet.

Dann kam die Curtiss Warhawk, eine weitere Sonderedition, die etwa ein Jahr nach der Einführung der Navitimer 8 herausgegeben wurde, und schliesslich die Aviator 8, die heute für die frühe Verbindung von Breitling zur Luftfahrt steht. Der Wechsel erfolgte schrittweise, ohne grosses Aufsehen zu erregen. Zwar sind auf der Breitling-Website immer noch Navitimer 8-Modelle zu finden (und vielleicht werden diese Modelle aufgrund ihrer kurzen Lebensdauer zu Sammlerstücken), doch die einzigartigen Modelle mit dem Rechenschieber sind unter “Navitimer” zu finden, während die neuen Uhren unter “Aviator 8” aufgeführt sind. Der Name Navitimer auf dem Zifferblatt ist verschwunden.
Unsere Testuhr, die Aviator 8 B01 Chronograph Mosquito, kam Ende 2019 auf den Markt und geht “zurück zum Cockpit”, wie Georges Kern es definierte, und zurück zum Stil der Cockpituhren, die in den 1930er und 40er Jahren vom Huit Aviation Department entworfen wurden. Diese Abteilung wurde 1938 bei Breitling gegründet(huit ist französisch für “acht”) und befasste sich mit Cockpituhren für Flugzeuge mit einer Gangreserve von 8 Tagen.
Ein Uhrwerk mit konstanten Gangwerten
Das hauseigene Uhrwerk B01 bietet zwar keine 8-Tage-Gangreserve, aber eine Gangreserve von fast drei Tagen (70 Stunden), die dem aktuellen Stand der Technik entspricht. Das Chronographenwerk mit Säulenradsteuerung und vertikaler Kupplung wurde 2009 anlässlich des 125-jährigen Bestehens des Unternehmens eingeführt. Seine Grundversion treibt den Chronographen Mosquito an, doch bei genauerem Hinsehen gibt es einige kleine Unterschiede. So befindet sich beispielsweise die Exzenterschraube für die Feinregulierung an einer anderen Stelle, und an den Hebeln für die Stoppuhrfunktion gab es einige Verarbeitungsfehler, die leider durch den Saphirboden zu sehen waren.
Doch all dies scheint die ausgezeichnete Chronometrie von Breitling nicht zu beeinträchtigen. Das B01-Uhrwerk läuft mit sehr ausgewogenen Gangwerten in verschiedenen Situationen: auf der Zeitmessmaschine, am Handgelenk oder bei eingeschaltetem Chronographen. In dieser Hinsicht ist das B01 sehr zuverlässig.

Sie ist in einem 43-mm-Edelstahlgehäuse untergebracht, das dem der Navitimer ähnelt. Die Bandanstöße sind nun kürzer und stärker gewölbt, und die polierten Kanten verleihen der Uhr ein starkes und sportliches Aussehen, insbesondere von der Seite betrachtet. Breitling veredelte seine Uhren von den 1930er bis zu den 1960er Jahren häufig mit denselben Facetten.
Ebenfalls historisch inspiriert sind die “Pilz”-Chronographendrücker, die wie die geriffelte Krone ein weiteres Merkmal der Navitimer sind. Das Säulenrad gibt den Chronographendrückern einen festen, aber sehr weichen Druckpunkt. Die verschraubte Krone lässt sich nur schwer lösen und sichern, lässt sich aber leicht in die verschiedenen Betriebspositionen herausziehen.
Eine schneidige Fliegeruhr in Diamondblack
Die gerillte bidirektionale Drehlünette dreht sich leichtgängig und unterscheidet sich grundlegend von der Navitimer mit ihrer glatten, nach unten abfallenden Oberseite, den weißen Stundenmarkierungen und Ziffern sowie einem roten Referenzpunkt. Der gerillte Teil verläuft konisch nach unten, und im Gegensatz zur Navitimer verlaufen die erhabenen Teile nicht genau parallel zu den Rillen. Der Lünettenring der Mosquito ist ebenfalls mit einer ADLC-Beschichtung versehen, die ihm ein tiefes, dunkles Schwarz verleiht, im Gegensatz zur eher anthrazitfarbenen DLC-Beschichtung, die Breitling seit vielen Jahren verwendet.
Die ADLC-Beschichtung “Diamondblack” wurde speziell für Luxusobjekte entwickelt. Ihre Härte und Widerstandsfähigkeit gegen Stöße und Kratzer sowie ihre elegante schwarze Metallicfarbe machen diese Beschichtung auf Kohlenstoffbasis ideal für Uhren. Das gasbasierte Verfahren und die niedrigen Beschichtungstemperaturen von weniger als 200 Grad Celsius sind ideal für die Beschichtung komplexer Formen und empfindlicher Materialien. Die 2 bis 3 Mikrometer dicke Beschichtung erhält die Struktur von polierten oder matten Oberflächen. Diamondblack ist hypoallergen und beständig gegen saure und alkalische Chemikalien und Lösungsmittel. Dank seiner guten Reibungseigenschaften kann Diamondblack auch als Beschichtung für mechanische Uhrenteile verwendet werden. Er reduziert den Bedarf an Schmierung und verlängert die Wartungsintervalle. Hier wird er jedoch nicht im Uhrwerk verwendet.

Bunte Akzente erinnern an die de Havilland Mosquito
Das schwarze Zifferblatt erinnert an alte Cockpit-Instrumente und -Uhren. Kräftige rot-orangefarbene Akzente sollen an die Abzeichen und Markierungen auf dem Rumpf der de Havilland Mosquito erinnern, einem britischen Mehrzweckflugzeug aus den 1940er-Jahren, das im Zweiten Weltkrieg zu den schnellsten Flugzeugen am Himmel gehörte und fast vollständig aus Holz gebaut wurde – dies stand Pate für den Namen “Mosquito”, den dieser Aviator 8 B01 Chronograph trägt.
Die auffälligen Zeiger, die die Hauptzeit anzeigen, dominieren mit ihrer orangefarbenen Umrandung über dem Zifferblatt. Dieselbe Farbe findet sich auf dem kleinen Zeiger für die Stoppuhrfunktion und auf der Spitze des zentralen Stoppuhr-Sekundenzeigers wieder. Während diese Elemente nicht leuchten, leuchten die primären Zeiger zusammen mit den Stundenziffern und -markierungen sowie den 12 kleinen Dreiecken auf der Minuten-/Sekundenspur am Rand des Zifferblatts in der Dunkelheit hellgrün. Bei Tageslicht bildet die weiße Super-LumiNova einen starken Kontrast zum schwarzen Zifferblatt und verbessert die Ablesbarkeit.
Die Minuterie am Rand des Zifferblatts basiert auf der Originalreferenz 634, mit dreieckigen Markierungen, die alle 5 Minuten nach innen zeigen, verlängerten Linien für die Minuten und dünneren Linien für die Sekundenbruchteile. Die großen arabischen Ziffern stammen von der Ref. 765 AVI, die sich unter Fliegern einen Namen gemacht hat und als “Co-Pilotin” bekannt war. Die drei silbernen Hilfszifferblätter und die Nummerierung auf der Lünette finden sich auch bei diesen früheren Modellen.

Die klassische Dornschließe passt zum Styling der Uhr und zu den Schrägen der Bandanstöße.
Ein Fluginstrument mit eigener Identität
Das robuste dunkelbraune Lederband mit leuchtend gelber Unterseite hat einen Vintage-Stil, der zum Charakter dieser Uhr passt. Unsere Testuhr war mit einer robusten Dornschließe ausgestattet, deren polierte Kanten zu den polierten Fasen des Gehäuses passen. Ein rundes Paket – die ehemalige Navitimer 8 hat als Aviator 8 ihre eigene Identität gefunden.
MERKMALE:
Hersteller: Breitling Chronometrie, Allée du Laser 10, CH-2300 La Chaux-de-Fonds, Schweiz
Referenznummer: AB01194A1B1X1
Funktionen: Stunden, Minuten, kleine Sekunde, Chronograph (zentrale Stoppsekunde, 30-Minuten- und 12-Stunden-Zähler), Datum, bidirektionale Drehlünette
Uhrwerk: Breitling 01, Automatik, COSC-zertifiziert, 28.800 Umdrehungen pro Stunde, 47 Lagersteine, Nivarox-Spirale, Kif-Stoßdämpfer, Exzenterschrauben-Feinregulierung, 70 Stunden Gangreserve, Durchmesser = 30,0 mm, Höhe = 7,20 mm
Gehäuse: Edelstahl mit ADLC-Lünette, gewölbtes Saphirglas über dem Zifferblatt mit beidseitiger Entspiegelung, Saphirboden, wasserdicht bis 100 Meter
Band und Schließe: Braunes Lederband im Vintage-Look, Dornschließe
Gangresultate (Abweichung in Sekunden pro 24 Stunden, voll aufgezogen/nach 24 Stunden):
Am Handgelenk +2,9
Zifferblatt aufwärts +0,6 / +1,9
Zifferblatt abwärts +4,8 / +4,9
Krone aufwärts +2,1 / -0,5
Krone unten +2.1 / +3.9
Krone links +3,3 / +4,3
Größte Abweichung 4,2 / 5,4
Mittlere Abweichung +2,6 / +2,9
Mittlere Amplitude:
Flache Stellungen 290° / 270°
Hängende Stellungen 257° / 242°
Abmessungen: Durchmesser = 42,92 mm, Höhe = 14,17 mm, Gewicht = 114,5 g
Variationen: Mit Lederband mit Faltschließe (Ref. AB01194A1B1X2; $7.960)
Preis: $7.710